Warum bleibt die Zwillingsrate nach Verfahren der assistierten Reproduktion in Deutschland weiter hoch?

Versuch einer kritischen Ursachenanalyse

Die mit Mehrlingsschwangerschaften verbundenen Probleme für Mütter und
Kinder sind allgemein bekannt, insbesondere wegen der sich ergebenden Risiken durch eine Frühgeburt. Im europäischen Vergleich ist die Zwillingsrate pro Geburt nach Verfahren der assistierten Reproduktion in Deutschland weiterhin sehr hoch. Die Ursachen dürften in der geringen Rate elektiver Single-Embryo-Transfers
im Vergleich zum Ausland liegen. Juristische Ursachen sind die gesetzlichen Grundlagen im Embryonenschutzgesetz, die es nicht erlauben, aus einer Vielzahl von Embryonen den besten für eine mögliche Schwangerschaft auszuwählen. Oft ist den Kinderwunschpaaren nicht bewusst, dass die Risiken bei Mehrlingsschwangerschaften erhöht sind, sodass sie gern Mehrlinge als ein erwünschtes Ergebnis bevorzugen.

Die Kosten der Behandlung sind ein Risikofaktor für Mehrlingsschwangerschaften, da die Eigenbelastung (insbesondere bei nicht verheirateten Paaren) als recht hoch anzusehen ist. Es bestehen Hoffnungen seitens der Paare, dass der Kinderwunsch nach Transfer von mehreren Embryonen schneller und kostensparender erfüllt wird. Beispiele aus dem Ausland (Belgien, Großbritannien, Niederlande) zeigen aber, dass eine Koppelung der Bezahlung an die Einbeziehung des elektiven Single-Embryo- Transfers zur Reduktion von Mehrlingsschwangerschaften beiträgt bei ähnlich hoher Schwangerschaftsrate. Eine nicht erfolgreiche Kinderwunschbehandlung verleitet Paare und Ärzte gleichermaßen dazu, bald zum Transfer von mehreren Embryonen überzugehen. Die gemeinsame Enttäuschung ist oft auch der Hintergrund, warum Add-ons angeboten werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schwangerschaftsrate nicht erhöhen, aber zur zusätzlichen finanziellen Belastung beitragen.

Veröffentlicht ist der vollständige Artikel hier.

Autoren: Prof. Dr. Heribert Kentenich &  Dr. Andreas Tandler-Schneider

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